Wort der Pfarrerin
Ich will nicht um den heißen Brei herum reden. Deswegen komme ich gleich zur Sache: Wie möchten Sie einmal bestattet werden? (Ja, ich falle etwas mit der Tür ins Haus! Hoffentlich dauert es noch lange, bis Ihre Angehörigen vor dieser Frage stehen!)
Möchten Sie eine Erdbestattung im Sarg oder eine Urnenbestattung? Bei beiden Varianten sind Sie in Sachsen nach dem Sächsischen Bestattungsgesetz an einen Friedhof gebunden. Jede menschliche Leiche und Asche muss auf einem zugelassenen Bestattungsplatz bestattet werden (sogenannter Friedhofszwang).
Was eigentlich logisch scheint, erfährt in der Praxis neuerdings Trends und Neuinterpretationen. So können Sie zum Beispiel die Asche Ihres Verstorbenen mit Umwegen über beispielsweise die Schweiz oder die Niederlande zu einem Diamanten pressen lassen oder sie schießen etwa 7% der Asche in einer Mikrokapsel in den Weltraum. Ja, beides ist möglich. Allerdings ist die Frage, ob das, was möglich ist, auch immer gut ist.
Nicht mehr ganz so exotisch ist der Wunsch einer naturnahen Bestattung.
Warum nicht einfach im Wald begraben werden? Friedwald und Ruheforst sind die zwei führenden Unternehmen, die diese Bestattungsform anbieten. Die Urne wird im Wald beigesetzt.
Zugegeben, es ist eine romantische Vorstellung.
Auf den Flyer und Homepages sind schöne, große und aufgeräumte Wälder zu sehen. Alles sieht gepflegt und friedlich aus. Schön und gut, WENN es denn vor Ort auch so aussieht.
Sollten Sie mit dem Gedanken spielen, dass eine Bestattung im Friedwald/Ruheforst in Frage kommt, möchte ich Ihnen folgendes zu bedenken geben:
Fahren Sie zum nächsten Standort und schauen Sie sich den Wald vor Ort an. (Aus eigener Erfahrung kann ich versichern: Nicht alle Bestattungswälder sind aufgeräumte Buchenhaine… erlebt habe ich Dickicht und Unterholz.)
Schauen Sie nicht nur auf den Baumbestand. Überlegen Sie sich: reicht dieser Ort für das Totengedenken, ohne Stein, ggf. nur ein Name auf einer Plakette? Können alle (vielleicht auch die ältere Verwandte mit Rollator) diesen Ort zum Trauer barrierefrei erreichen?
Nicht zuletzt: Welche Gründe sprechen für diese Art der Bestattung?
Oft höre ich, dass es um die Grabpflege geht. Die „übernimmt“ dann der Wald.
Aber wenn es nur wegen der Grabpflege in einen Bestattungswald gehen soll, dann ist das ein schlechter Grund. Denn Grabpflege lässt sich auch auf dem örtlichen Friedhof regeln über Pflegevereinbarungen etc.
Und damit möchte ich den Bogen zum örtlichen/kirchlichen Friedhof schlagen.
Wir hören den Wunsch nach naturnaher Bestattung.
Unser Friedhof in Mittweida hat sich Gedanken gemacht und diesen Wunsch erfüllt.
Auf dem Friedhof gibt es, an einer ruhigen Stelle, mit schönem Baumbestand und Efeu bewachsen seit diesem Jahr „Baumgräber“.
Auch dort ist die Pflege des Grabes überschaubar. Aber es gibt einen enormen Vorteil: dieser Ort zum Trauern ist barrierefrei für alle Freunde und Familie erreichbar. Es gibt mit der Friedhofsverwaltung kompetente und erfahrene Ansprechpartner vor Ort.
Wie auch immer Sie sich entscheiden, ich kann Sie nur ermutigen: Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen über Ihre Wünsche und Vorstellungen. Nur dann können Sie auch umgesetzt werden.
Ihre Pfarrerin Mixtacki