Symbolisches Saatgut
von Nina-Maria Mixtacki
Bestimmt ist es Ihnen schon aufgefallen: Wir haben es geschafft! Es wird erst weit nach 18 Uhr dunkel. (Vergessen Sie die Zeitumstellung am Sonntag nicht!)
Das Wetter hat es auch ganz gut mit uns gemeint. Es ist schon frühlingshaft. Jedes Mal, wenn ich über den alten Friedhof zur Kirche laufe, ertönt in schönsten Tönen ein Vogelgezwitzscherkonzert. Im Garten kann ich dabei zuschauen, wie die Knospen der Fliederbüsche immer größer werden. Bald werden es schöne, grüne Blätter sein.
Auch in meinen Saattöpfen melden sich schon die ersten Gartenbewohner. Vor einigen Wochen habe ich kleine Samenkörner in die Erde gesteckt und nun wachsen daraus Zucchini, Gurken, Tomaten und allerhand anderes, was in wiederum einigen Wochen meinen Garten bevölkern wird. Jedes Jahr wieder staune ich, wie das funktioniert: Ein Samenkorn verwandelt sich mit etwas Erde, Wasser und Licht in eine Pflanze.
Wenn ich im Biologieunterricht in der Schule besser aufgepasst hätte, könnte ich Ihnen die biologischen Vorgänge erläutern. Hab ich aber nicht.
Deswegen kann ich Ihnen nur vom Symbolischen erzählen. Denn anhand eines Samenkorns lässt sich ganz gut erklären und zeigen, was wir zu Ostern eigentlich feiern.
Landläufig wird den meisten klar sein: Wir feiern die Auferstehung von Jesus. Dass aber gar nicht so ohne Weiteres aufzulösen ist, was das bedeutet, das erzählen uns schon die Geschichten in der Bibel. Die erste Person, die am Ostermorgen den auferstandenen, „neuen“ Jesus gesehen hat, war Maria aus Magdala. Sie hat Jesus lange begleitet und war seine Schülerin. Sie war auch dabei, als er starb. Sie macht sich am nächsten Morgen auf den Weg zu seinem Grab. Jesus ist nicht mehr da. Der Schreck ist groß. Jesus zeigt sich Maria, aber sie erkennt ihn nicht. Sie denkt, er wäre der Gärtner. Erst, als er sich ihr zu erkennen gibt, begreift sie langsam, was sich ereignet hat.
Jesus war tot. Und nun ist er wieder da – aber irgendwie anders! Nicht mehr wie der Jesus vorher, aber irgendwie doch noch ähnlich. Weil unsere Vorstellungskraft an dieser Stelle an ihre Grenzen kommt, arbeiten wir mit Bildern, wie zum Beispiel meinen Samenkörnern.
Stellen Sie sich mal vor, die Zucchini-Samen in der Tüte sind schon eine Weile miteinander da drin und haben sich kennengelernt. Plötzlich greift meine Gärtnerinnen-Hand 1 Samen raus. Für die anderen in der Tüte ist dieser 1 Same weg. Vielleicht halten sie ihn für tot. Nach 3 Wochen stecke ich den inzwischen gekeimten Zucchinisamen wieder zu den anderen.
Würden sie ihn erkennen? Vielleicht sagen sie: Ja, das ist unser Kumpel, aber er ist auch total anders als vorher. Oder würden sie den Keimling für den Gärtner halten?
Und vielleicht fragen sich einige von ihnen, ob sie das auch können – sich so schöne grüne Blätter wachsen zu lassen und ganz neu zu werden. Aber vielleicht haben sie auch Respekt davor. Denn sie wissen ja nicht, dass dem ein Prozess alleine in der dunklen Erde mit etwas Wasser voraus geht.
Genau das ist Ostern! Deswegen feiern wir es jedes Jahr wieder. Um uns daran zu erinnern: Jesus hat es in dieses neue Leben geschafft. Wir werden das auch eines Tages tun.
So, wie die Natur jedes Jahr wieder im Frühling zu neuem Leben erwacht. So, wie aus scheinbar toten Zweigen neue Knospen grünen.
Wenn Ihnen das für Ihre Vorstellung noch nicht reicht, dann auf in den Baumarkt. Kaufen Sie ein paar Samen und los geht’s!